Anleitung zum Wolle färben

Einleitung

Wolle und Garne gibt es in unendlich vielen Qualitäten und Farben fertig zu kaufen. Trotzdem finden immer mehr Leute Gefallen daran, ihre Wolle selbst zu färben. Und das kann man gut nachvollziehen, denn viele Strickerinnen finden so eine weitere Möglichkeit, ihre Kreativität auszuleben und außerdem Projekte ganz nach ihren Vorstellungen zu gestalten.

Selbst zu färben ist ein kreativer Prozess, der entweder vollkommen frei und zufällig ablaufen kann, oder durch genaue Dokumentation und Übung reproduzierbare Ergebnisse schafft.

Materialien

Rohwolle

Selbst zu färben bedeutet uneingeschränkt selbst über das Ausgangsmaterial und damit auch die Eigenschaften und Farbigkeit der fertigen Wolle entscheiden zu können. Je nach Material und Zusammensetzung der Wolle ändert sich auch das Färbeverhalten.

Arten

Zum Färben kann man sowohl Rohwolle, die dann später versponnen wird, oder auch fertig gesponnenes Garn verwenden.

Rohwolle ist als Vlies (im ungekämmten, oft ungewaschenen  Rohzustand) oder auch als Kammzug (fertig gekämmt, gewaschen) erhältlich. Während Kammzüge ohne weitere Vorbehandlung gefärbt werden können, müssen Vliese noch gesäubert und kardiert (gekämmt) werden.

Rohgarn wird genau wie Rohwolle in vielen Materialkombinationen verkauft. Jede verwendete Faser bringt ihre einzigartige Charakteristik ein, die unter Umständen auch das Färbeergebnis beeinflussen kann.  So kann das Rohmaterial bereits eine leichte Grundfärbung mitbringen (z.B. bei grauen/beigen Schafsrassen, Kamel, Yak oder anderen tierischen Haaren die eine natürliche Pigmentierung aufweisen).

Verschiedene Wollarten nehmen außerdem die Pigmente verschieden gut auf. Während Seide und Alpaka oft etwas heller bleiben, nehmen Garne mit Superwash-Behandlung die Farbe besonders gut und schnell auf. Einige Wollsorten bringen von Natur aus einen besonderen Glanz in die fertige Wolle ein, während andere eher matt wirken können. Vor der Färbung größerer Mengen sollte deshalb eine Probefärbung erfolgen, um die besonderen Eigenschaften der jeweiligen Wolle zu ertesten.

Außerdem ist natürlich die Qualität des Ausgangsmaterials maßgeblich entscheidend für das fertige Produkt.

Quelle / Bezug

Rohwolle und Rohgarne können am einfachsten und schnellsten Online bestellt werden. Auch das nähere europäische Ausland, besonders England, ist eine gute Quelle für hochwertiges Rohmaterial.

Farben

Wolle und tierische Fasern können auf mehrere verschiedene Arten gefärbt werden.  Um das Färben einmal im kleinen Umfang auszuprobieren, bietet sich das Färben mit Lebensmittelfarben, zum Beispiel Ostereierfarben, an. Dies eFarben sind ungiftig und ihr braucht nicht extra einen Topf zum FÄrben zu kaufen.

Auf professioneller Ebene verwendet man Säurefarben oder Naturstoffe zum färben tierischer Fasern. Im Gegensatz dazu verwendet man Reaktive Farben zum Färben von Baumwolle und anderen nicht-tierischen Fasern.

Lebensmittelfarben und Säurefarben werden auf eine ähnliche Art und Weise mit Wasser und Essig vermischt und unter Hitzeeinwirkung fixiert. Naturfarben, die aus Pflanzen oder anderen natürlichen Bestandteilen gewonnen werden, werden durch Beize und Hitze fixiert.

Im Folgenden konzentrieren wir uns auf das Färben mit Säurefarben. Bekannte Hersteller sind unter anderem Lanaset, Ashford, Jacquard und WashFast.

Die Farben können in Pigmentform, das heißt als Pulver, erworben werden. Aus dem Pigmentpulver und heißem Wasser wird eine Färbelösung hergestellt, die dann je nach Technik auf die Wolle aufgetragen wird.

Je nach gewünschtem Ergebnis können Wasser und Pigment in verschiedenen Verhältnissen gemischt werden, um das spätere Hantieren zu erleichtern. Am häufigsten wird ein Verhältnis von Wasser zu Pigmentpulver von 100:1 oder 100:2 verwendet. Ausschlaggebend für das Färbeergebnis ist jedoch nicht die Konzentration von Färbepulver im Wasser, sondern wie viel der fertigen Färbelösung pro Wollgewicht eingesetzt wird.

Je nach dem wie viel der Färbelösung pro 100g Wolle verwendet wird, wird das Ergebnis stark gesättigt oder eher pastellfarben.

Quelle / Bezug

Färbemittel, ob Säurefarben oder natürliche Farben, können ebenso wie die anderen Rohmaterialien über den Internetversand bestellt werden.

Zubehör

Eigentlich braucht man gar nicht viel, um loslegen zu können! Versichert euch aber, dass ihr die Umgebung vor umherspritzender Farblösung schützt, denn diese kann schwer zu entfernende Flecken verursachen. Falls ihr in der Küche färben wollt/müsst, ist durchsichtige Malerfolie aus dem Baumarkt eine praktische Lösung, die ihr über die Arbeitsfläche legt und mit Klebeband fixiert.

Und das braucht ihr außerdem:

  1. Kochtopf oder Slow Cooker, in dem die Wolle erhitzt wird - bei einigen Techniken kann die Wolle nach dem Farbauftrag auch in der Mikrowelle oder im Ofen fixiert werden. Wenn ihr mit Säurefarben färben möchtet, braucht ihr einen Kochtopf, den ihr nur hierfür verwendet, da die Farben gesundheitsschädlich sind, wenn man sie in Spuren zu sich nimmt. Eine Alternative ist ein Slow Cooker- er wird über die Steckdose mit Strom versorgt und kann somit auch draußen oder in anderen Räumen, außerhalb der Küche, verwendet werden.
  2. Spritzen - um die Fabrlösung genau zu dosieren, mit einem Fassungsvermögen von 20 bis 100 ml
  3. Behälter - um die Wolle vor dem Färben einzuweichen und nach dem Färben auszuspülen (das kann auch in der Badewanner erfolgen, aber beim Waschen ausblutende Farbe muss sofort weggewischt werden!)
  4. Grillzange oder Holzlöffel, um die Wolle im heißen Wasser greifen/bewegen zu können.
  5. dicke, hitzeschützende Handschuhe, um die heiße Wolle ohne Verbrennungsgefahr hantieren zu können.

Grundwissen Farblehre

Für den Beginn ist eine Ausstattung von vier Grundfarben (Primärfarben) nötig: ein klares gelb, ein leuchtendes Blau, ein reines rot und ein tiefes Schwarz. Aus diesen Komponenten kann jede gewünschte Mischfarbe erzeugt werden. Je nach Hersteller unterscheiden sich die Bezeichnungen der Farben. Wenn ihr euch nicht sicher seid, fragt den hersteller, welches die Primärfarben sind.

Techniken

(hier folgen noch Informationen zu Färbetechniken)

Vorgehen

Einfarbig

Hier erklären wir, wie Wolle im Topf einfarbig durchgefärbt wird. Je nach dem wie viel Wasser und WOlle sich im Topf befindet, werden sehr gleichmäßige einfarbige Färbungen erzielt oder leicht in sich melierte Färbungen (bei viel Wolle im Topf, denn dann kann sich die Farbe nicht so gut überallhin verteilen).

Und so geht ihr vor:

  1. zu färbende Wollstränge in Wasser einlegen, dabei sichergehen, dass die Wolle an mehreren Stellen lose abgebunden ist, so dass sich der Strang nicht verheddert- wenn die Wolle gleichmäßig feuucht ist, nimmt sie Farbe besser auf. Ein Spritzer Spüli im Wasser hilft!
  2. Kochtopf vorbereiten - Wasser einfüllen und bis kurz unter den Siedepunkt erhitzen, dann etwas Essigessenz hinzugeben
  3. Eingeweichte Wolle auswringen, bis sie nur noch feucht ist und nicht tropft
  4. Färbelösung in den Färbetopf geben (siehe Techniken)
  5. Stränge hinzugeben
  6. Wenn die Farbe absorbiert ist (das Wasser ist wieder klar), die Stränge herausheben, abtropfen lassen und vorsichtig etwas auswringen (Vorsicht, Filzgefahr!)
  7. Falls das Wasser nicht klar war oder du ganz sicher gehen willst, dass die Farbe gut fixiert ist: die Stränge in eine Plastiktüte, zum Beispiel zum Gefrieren, geben, und mit dem Dampfgareinsatz in einen Topf für 20 min fixieren
  8. Stränge trocknen lassen und sich über das Ergebnis freuen :)

Mehrfarbig

Für das mehrfarbige Färben sind die ersten vier Schritte die gleichen wie oben.

Dnach könnt ihr verschiedene Techniken anwenden, um in mehreren Schritten verschiedene Farben auf die Wolle aufzutragen:

  1. "Tropf-Technik": ihr legt die Stränge lose ins Wasser und tropft verschiedene Farben in den Topf, die sich dann in der Wolle festsetzen. Lasst die Wolle so lange simmern, bis alle Farbe aufgenommen und das Wasser klar ist. Wenn ihr noch weiße Stellen entdekct, könnt ihr die Stränge vorsichtig drehen und nochmal neue Farbe auftropfen.
  2. "Tunk-Technik": ihr gebt Färbelösung ins Wasser und hängt einen Teil, zum Beispiel ein Drittel eines Stranges, in den Topf. Wenn die Farbe aufgenommen ist, gebt ihr eine neue Farbe in den Topf und wechselt zu einem neuen Abschnitt. Diese Schritte werden wiederholt, bis alle Partien gefärbt sind.
  3. "Wickel-Technik" : die Stränge werden nicht lose, sondern gewickelt in die Färbelösung gegeben. Dadurch kann die Farbe nicht vollständig in den Strang eindringen. Wenn die Farbe absorbiert ist, hebt ihr den Strang heraus, wickelt ihn neu, so dass andere Teile nach außen gelangen, und gebt ihn in ein neues Farbbad. Das wiederholt ihr, bis ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid.
  4. Danach verfahrt ihr weiter wie oben

Bei allen mehrfarbigen Techniken gilt: Vorsicht, wenn zwei Farben aufeinander treffen! Wo sich gelb und blau treffen, wir die Wolle grün - wo sich blau und orange treffen, wird die Wolle braun! Beschäftigt euch mit der Farblehre, um herauszufinden, wie ihr die von euch gewünschten Farben produzieren könnt. Eine schöne Idee ist es, einmal mit den Primärfarben blau, rot und gelb herumzuprobieren und zu sehen, welch unendliche Anzahl an Schattierungen allein mit diesen Farben bei einmaligem Farbauftrag zu erreichen ist!

Natürlich könnt ihr die Techniken auch kombinieren.

Was kostet mich das Wolle färben?

Anbei eine grobe Kostenübersicht für das Färbeequipment. Natürlich musst du dir nicht gleich einen Slow Cooker / Crock Pot kaufen, du kannst auch mit normalen Kochgeschirr arbeiten. Ich finde es aber gut - wenn man das Färbeequipment klar vom Kochgeschirr trennt. Das ist hygienisch und gesünder.Faerben_Kostenequipment

In der Kostenplanung ist bereits sehr hochwertige Wolle mit 80 Euro das Kilo eingeplant. Sicher kannst auch mit günstigerer Wolle starten. Anstatt einen Slow Cookers könnt ihr auch mit einem alten (Flohmarkt)-Kochtopf starten.

Literaturempfehlungen

  • Color in Spinning – DAS Standardwerk von Deb Menz, bezieht sich auf Lanaset-Farben; beschäftigt sich vor allem mit dem richtigen Umgang mit Farben, Vertiefung in Richtung Spinnen von vorgefärbter Rohwolle. Teilweise sehr technisch, sehr viel gut aufbereitete Information. Buch auf englisch.
  • Hand Dyeing Yarn and Fleece – schön bebildertes Büchlein in Ringbindung, das ausführlich auf verschiedene Färbetechniken für Garne und Rohwolle eingeht und auch Projekte für die ersten Färbekreationen enthält. Weniger technisch. Buch auf englisch.
  • The Handbook of Natural Plant Dyers - zum Färben mit Pflanzenfarben.
  • 1000 Farben auf Wolle und Seide- das deutsche Standardwerk zum färben!

Tipps & Tricks

  1. Immer daran denken: Ausschlaggebend für die Farbsättigung der fertigen Wolle ist die Menge von Färbepigment pro Wollgewicht. Es ist also egal, ob man 100g Wolle mit 100ml DOS1 Färbelösung färbt oder mit 50 ml DOS2 Lösung!
  2. Damit sich die Farbpigmente besser lösen, sollte immer erst eine kleine Menge sehr heißes Wasser zu der zuvor abgewogenen Pigmentmenge gegeben werden; erst wenn sich das Pigment löst, wird mit den restlichen heißen Wasser aufgefüllt.
  3. Die Farbe muss immer unter Zuhilfenahme von Säure und Hitze fixiert werden, um lang anhaltende Farbergebnisse zu garantieren. Dabei ist sowohl die richtige Menge an Säure wie auch die richtige Temperatur ausschlaggebend! Dabei gilt: zur Sicherheit länger der Hitze aussetzen schadet der Wolle nicht :)
  4. Lieber mit einer geringeren Farbsättigung anfangen- mehr Farbe geht immer, aber eine zu satte Färbung lässt sich nicht rückgängig machen!
  5. Farben wirken lebendiger und komplexer, wenn sie nicht nur aus ein oder zwei, sondern sogar drei Komponenten ermischt werden. Ein Buch zur Farbenlehre kann hier sehr hilfreich und interessant sein!

Ich konnte dir hoffentlich einen Überblick bzw. Einstieg zum Färben von Wolle geben. Bei Fragen schreib mir einfach eine E-Mail.